Der Blick über unsere Geschichte seit der ersten Aufklärung in der Antike und nach der zweiten Aufklärung unserer Neuzeit soll dem Verstehen unserer jetzigen Zeit dienen und nicht zuletzt auch dem Selbstverständnis. Die Gedanken und Vorstellungen der ersten Aufklärer der Antike zeigen uns die Wege, auf denen sich auch unser heutiges Selbstverständnis entwickelt hat. Im ersten Jahrhundert vor Christus beschrieb der römische Dichter Lukrez in seinem großen Gedicht de natura das Weltbild seiner Zeit. Darin sind schon viele unserer heutigen Anschauungen zu finden. Die eineinhalb Jahrtausende bis zu unserer Neuzeit waren angefüllt mit der Ausbreitung der großen Religionen, mit Glaubenskriegen, mit großen Entdeckungen und rücksichtslosen Eroberungen. Die Vorstellungen der Menschen erschöpften sich in Glaubensdogmen und in den Machtkämpfe der jeweiligen Herrscher. Die Fortschritte des Wissens begannen in Europa erst wieder nach der zweiten Aufklärung ab dem sechzehnten Jahrhundert. Sie betrafen noch vor hundert Jahren vor allem die Physik und die Chemie der Natur. Die Fortschritte der Technik haben nun erstmals auch Einblicke in unsere eigene Natur möglich gemacht. Die Verhaltenwissenschaften und die Neurowissenschaften sind heute dabei, das Verständnis für unsere eigene Natur so sehr zu erweitern, dass wir vielleicht bald in der Lage sein könnten, die Ursachen unserer anscheinend unaufhaltbaren Tendenzen zur Zerstörung unserer selbst und unseres Planeten besser zu verstehen.