Henryk Bereska war ein Dichter der kleinen Leute und der kleinen Verlage. Es ehrt sie. Sie schlossen einen großen Dichter in ihr Herz und stellten unter Beweis, daß es jenseits der Eventkultur weiter einen Spielraum für das Besondere gibt. Eine Vielzahl der Gedicht- und Aphorismenbände Bereskas erschien in der Berliner Corvinus –Presse, zu der der Berliner Aphaia –Verlag seit einiger Zeit hinzugekommen ist. Hier erschienen jüngst Bereskas „Märkische Streifbilder“ die er als Burgschreiber von Beeskow mit feuilletonistischen Charme geschrieben hat und die in einer ebenso charmanten Ausstattung präsentiert werden. Als Bereska vor einigen Jahren im Dorfkrug des märkischen Kolberg, wo er seit Jahrzehnten die Sommer verbrachte, aus seinen Gedichten las, füllten die Dörfler den Saal des Kruges bis auf den letzten Platz. Sie begegneten mit Vergnügen ihren Leuten und ihrer Landschaft wieder. Das karge herbe Brandenburg fand in Bereska einen Dichter wie das unentwegt seinen Charakter suchende Berlin, in dem ein gewisser Heinrich Heine vom Denkmal an der Brunenstraße steigt und in die nächste Kneipe geht. Zu Bereska entschiedensten Talenten gehörte das Talent des Mittlers. Der geborene Oberschlesier schlug als Übersetzter Brücken aus der polnischen Literatur zu den deutschen Lesern. Er lebte mit seiner Nichtbeachtung in der DDR so unaufwändig wie mit der anschwellenden Flut der Ehrungen und Preise in der Bundesrepublik. Er war diesseitig in den hohen Regionen Kultur und Sprache. Geboren wurde er im Mai 1926 in Katowice, ging dort in die Schule, wurde vor Kriegsende noch Soldat, fand sich nach kurzer Gefangenschaft als Werftarbeiter in Elsfleth wieder, besuchte in der „Ostzone“ die Vorstudienanstalt und studierte später an der Humboldt-Universität Germanistik und Slavistik. Nach einigen Jahren Verlagsarbeit lebte er von seiner Tätigkeit als freischaffender Übersetzer. Jetzt am 17. Mai wäre er 80 geworden. Bereska starb am 11. September vorigen Jahres. Kolberg hatte er als Begräbnisort bestimmt. Der Dorffriedhof war bei der Beisetzung voller Menschen. Werner Liersch (Mai 2006)