Weltkulturerbe, beliebtes Reiseziel von Studienfahrten und aufgrund fehlender schriftlicher Quellen reines Monument und Zeugnis seiner selbst: die Felsenstadt von Petra, Jordanien. Sie wurde errichtet von den Nabatäern, einem nordwestarabischen Volksstamm, der sich vom Nomaden- zum Händlervolk entwickelte und in Petra die Hauptstadt seines Königreiches erschuf, bis es der römische Kaiser Traian 106 n. Chr. eroberte und in eine Provinz umwandelte. Doch gibt es hier keine Paläste, Thermen oder Theater zu bestaunen, sondern Königsgräber, Turmgräber, Tempel und Wohnungen, denn Petra (Fels) ist eine Totenstadt, zu der man durch den so genannten Sig, eine lange Schlucht im Felsmassiv, gelangt. Im Laufe der Jahrhunderte verfiel die Stadt, und nur die Grabmonumente hatten Bestand. Besichtigen kann man heute unter anderem noch die Reste der von Ain Musa in den Talkessel von Petra führenden Wasserleitung, die über 42 Meter hohe Fassade des Grabtempels ad-Deir, die Blockgräber im Bab es-Sik, das Schatzhaus des Pharaos, aus eisenhaltigem Sandstein gebrochen und mit einer 3,5 Meter hohen Urne bekrönt, die Theaternekropole, wahrscheinlich ältester Begräbnisplatz Petras, das Korinthische Grab, das Palastgrab und das Mausoleum des Sextius Florentinus sowie im Zentrum des Ruinengeländes der 23 Meter hohe Haupttempel Petras, Qasr al-Bint Firaun (Burg der Pharaonentochter). Seit Anfang des 13. Jahrhunderts geriet Petra bis zu seiner Wiederentdeckung durch Johann Ludwig Burckhardt 1812 in Vergessenheit, womit die wissenschaftliche Erforschung der Monumente, Geschichte und Kultur der Nabatäer ihren Anfang nahm. Die beeindruckenden architektonischen Leistungen, die archäologisch-kunsthistorischen Fundstücke und ihre Aussagekraft, das Alltagsleben, Schrift und Sprache sowie einen Ausblick in die Zeit des byzantinischen Reiches — das alles und noch mehr bietet Petra und das versunkene Königreich der Nabatäer. Der Band glänzt aber nicht nur durch gut recherchierte und klare Texte, eine sorgfältige Auswahlbibliografie, Zeittafel und Glossar, sondern vor allem durch hervorragende Fotografien, die eindrucksvoll die Andacht von Landschaft, gestalteten Felsmassiven und Monumentalität im Moses-Tal transportieren. Ein optischer Genuss und kenntnisreicher Gewinn und eine unbedingte Empfehlung. –Osseline Kind