Mann, ist dieses Buch unsympathisch! Es wird nicht nur als der Roman über die Generation VW Polo, die Generation nach 68, die Generation der Sinnsuchenden verkauft. Nein, auch die Heldin aus „Wir Glückspilze“ ist grässlich: Anne, Anfang 20, lebt 1994 in Bonn, studiert so vor sich hin, sehnt sich nach Abwechslung. Also frisst sie hier ein paar selbstgezüchtete Pilze, fährt da zu einem coolen Festival, verbringt dort ein paar Tage schweigend im Ashram, flüchtet zwischendurch in die Arme eines fremden Alternativen. Es ist ein wandelndes Klischee, welches Barbara Peveling hier zeichnet, und es kostet Kraft, sich durch die langen und kommareichen Sätze ihrer Icherzählerin zu kämpfen. Und doch lohnt sich das Lesen. Denn neben all ihrer Musterhaftigkeit ist Protagonistin Anne auch ein schonungslos ehrlich charakterisierter Mensch: Die unscheinbare Studentin ist alles andere als selbstbewusst, sucht Schutz im Schatten einer schönen und klugen Freundin, wäre so gerne so wie die anderen – und ist dabei kein Stück glücklich. Mit ihren wirren Gedanken und Sehnsüchten repräsentiert diese Anne viel mehr als eine angeblich orientierungslose Generation; sie steht für das Dilemma der Geradeerwachsenen. Dass das nicht an ein Jahrzehnt gebunden ist, versucht „Wir Glückspilze“ zu vertuschen. Zum Glück erfolglos. (jul)